Liebes Tagebuch, heute möchte ich dir von Kati, meiner neuen Patientin, erzählen.
Sie ist in einer Beziehung und eigentlich wohl auch sehr glücklich, doch es gibt immer wieder Momente, in denen sie zweifelt und sie meint diese Momente werden mehr und dauern immer länger.
Sie fing beim erzählen an zu weinen und meinte, dass sie ihren Partner wirklich sehr lieben würde. Er wäre einfach perfekt für sie. Sie mögen die gleichen Urlaube (Kreuzfahrten), haben die gleichen Macken (Oliven sind ungenießbar und Kaffee braucht immer eine Priese Zimt, wenn ein Lichtschalter nicht richtig „Klick“ macht, muss man in erneut an- uns ausstellen), sie haben die gleichen Ziele (möglichst weit in der Karriereleiter aufsteigen und dann früh in Rente gehen) und wissen genau, was sie nicht wollen (gemütliche Pärchenspieleabende und Kinder). Doch etwas würde an ihr nagen und sie würde einfach nicht erkennen, was es ist. Sie beschrieb es wie das Gefühl, das man hat, wenn man ganz genau weiß, dass man etwas vergessen hat, aber einfach nicht darauf kommt, was es ist.
„Ich mache mir Sorgen, dass ich eines Tages aufwache und mir endlich auffällt, was es ist und ich es dann nicht mehr aus dem Kopf bekomme und das meine Beziehung und mein ganzes, bis dahin aufgebautes, Leben zerstört. Ich will das nicht! Entweder, ich will JETZT wissen, was nicht stimmt oder es eben nie erfahren und trotzdem glücklich werden.“
Wir sind also dabei verblieben, dass wir versuchen herauszubekommen, was das Zweifeln auslöst.
Heute war ihre zweite Sitzung bei mir.
Ich hatte ihr als Hausaufgaben mitgegeben, dass sie immer notiert, wenn sie etwas an ihrem Partner nervt. Das haben wir dann heute ausgewertet.
Ergebnis: Keine nennenswerten Auffälligkeiten. Ja, es gibt einige Dinge, die sie nerven (Geschirr auf dem Geschirrspüler und nicht drinnen, Socken auf dem Boden und nicht im Wäschesack und endlose Geschichten über den eigenen Tag auf der Arbeit, die sich immer sehr ähneln) doch nichts von den notierten Dingen ist wirklich ein Grund für das ungute Gefühl, das Kati beschrieben hat.
Also müssen wir weiter suchen.
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