Liebes Tagebuch,
es kam alles anders als erwartet. Tobi wollte mir nicht sagen, dass er nicht mehr bei mir in Behandlung sein möchte. Im Gegenteil, er war total begeistert!
Er erzählte, dass er zunächst tatsächlich ziemlich fertig war. Der Restaurantbesuch hatte ihn an seine Grenzen gebracht und auch an meinen Methoden zweifeln lassen. Daher hatte er auch erst einmal den Termin abgesagt. Er wollte nicht mehr bzw. wollte sich erst einmal im Klaren darüber sein, was er will.
Doch dann kam plötzlich sein Ex vorbei. Er hatte seinen Laptop dabei. Den sollte Tobi reparieren. Einfach so, ohne Voranmeldung, ohne zu fragen, ob es gerade passen würde. Er stand einfach vor der Tür: „Hallo Tobi, du mein Laptop spinnt, schau dir das mal kurz an.“ Tobi, hat ihn auch zuerst reingelassen und angefangen sich das Problem anzuschauen. Doch er war mit einer Freundin verabredet. Nachdem er erkannte, dass das Problem nicht einfach zwischen Tür und Angel zu lösen sei, erklärte er dies seinem Ex und bat ihn morgen wieder zu kommen, da er ja schließlich gleich verabredet sei. Das wollte dieser aber gar nicht hören. Er wurde sauer und sagte Tobi, was für ein egoistischer Kerl er war. Wie er nach ihrer gemeinsamen Zeit ihn jetzt einfach so im Stich lassen könne. Tobi würde doch genau wissen, wie dringend er seinen Laptop brauchen würde. Er würde ihn jetzt doch einfach nur bestrafen, weil er (der Ex) selbst ja über die Beziehung schon lange hinweg sei und er (Tobi) ihm noch immer hinterher heulen würde.
Und da, so Tobi zu mir, ist etwas mit ihm geschehen. Er wurde nicht laut, er wurde nicht beleidigend. Er nahm einfach den Laptop von seinem Ex-Freund und legte ihn vor seine Tür. Dann sagte er ihm, dass er hier nicht mehr willkommen sei. Weder heute, noch morgen…niemals. Wenn er meinen würde sich irgendwann entschuldigen zu müssen, dann solle er das lassen, denn es würde niemanden hier geben, den das auch nur die Bohne interessieren würde. Dann schob er seinen Ex, der ihn mit herunter gefallener Kinnlade wie erstarrt in anstarrte, aus der Haustür heraus, schloss die Tür, und fing an zu weinen.
Er meinte, er hätte so etwas noch nie gefühlt. Er war völlig fertig. Er fühlte so viel, zu viel. Angst, Scham, Wut, Verzweiflung und Stolz. Vor allem fühlte er sich aber frei.
Vor unserem Restaurantbesuch hätte er das niemals geschafft, meinte er. Daher wolle er unbedingt weiter machen. Meine Methoden wären vielleicht etwas unkonventionell, aber es würde funktionieren. Und das, so meinte, er wäre doch das Wichtigste.