Liebes Tagebuch,
ich weiß nun, was Basti die letzten Tage so beschäftigt hat. Es geht um uns und unsere Beziehung. Der bevorstehende Hochzeitstag der Eltern und die Krise in Sarahs Beziehung haben ihn wohl zum Grübeln über unsere Beziehung gebracht.
Damals, als wir uns kennen gelernt haben, war für uns beide ganz klar: Keine Ehe und keine Kinder. Für mich war das ganz entscheidend, da ich ja nicht weiß, wie lange ich noch auf der Erde sein werde. Ohne diese klare Absprache hätte ich ansonsten niemals mit Basti eine Beziehung angefangen. Doch er war es sogar damals, der kurz nach den ersten Dates dieses Thema angesprochen hatte und mir ganz deutlich klar gemacht hatte, dass das mit uns nur etwas werden könne, wenn ich seine Ansichten in diesen beiden Punkten teilen würde.
Das war 2017…ist also eine ganze Weile her. und alles lief gut. Kinder und Hochzeit waren für uns niemals ein Thema.
Doch dann plötzlich heute, als Basti und ich gemütlich auf dem Sofa saßen und darüber redeten, wie es Frank wohl gerade in seinem Kühlschrank im Keller gehen würde, fing er mit dem Thema an.
„Schon süß unser Kleiner“. meinte er. Ich dachte mir da ja noch nichts böses und bestätigte ihn: „Ja, unser ganzer Stolz!“ Da nahm mich Basti in den Arm und küsste mich auf den Kopf. „Ich glaube, wir müssen reden Biene.“ Biene?!? so hatte er mich sehr lange nicht mehr genannt.
Und dann fing er an zu reden: Er würde in der letzten Zeit immer häufiger Paare mit Kindern sehen und merken, dass das Gefühle in ihm wecken würde. Er könne sich das selbst nicht erklären, Kinder hätten bei ihm sonst immer nur Fluchtgefühle ausgelöst und bei dem Gedanken ans heiraten hätte sich sein Hals zugeschnürt und ihm wäre ganz schwindelig geworden. Doch jetzt ist plötzlich alles anders. Er würde „warme und gute“ Gefühle bekommen, wenn er an eine Hochzeit mit mir nachdenken würde und sein Herz würde schneller schlagen, wenn er daran denken würde, dass wir so ein Paar sein könnten, dass gemeinsam den Kinderwagen durch den Bürgerpark schieben würde.
Mir wurde langsam schlecht.
Er meinte, er wüsste ja auch selber, dass das völlig gegen unsere Absprache sei, aber er könne ja nichts dafür. Gefühle würden sich eben auch einmal ändern…
Ich konnte nicht mehr. Ich sprang auf uns rannte aus der Wohnung. Irgendwann kam ich an den Weserdeich und setzte mich auf die Wiese. Ein Glück war heute noch ein richtig schöner Herbsttag, den ich war ohne Jacke unterwegs. Leider auch ohne Geld, Handy oder Schlüssel. Daher gab es für mich nur den Heimweg. Das war mir klar, aber ich war dazu noch nicht bereit. Was sollte ich tun? Würde ich jetzt Basti verlieren? Wie ernst war es ihm? Mir war klar, dass ich ihm bei einem echten Kinderwunsch niemals im Weg stehen würde. Dafür liebte ich ihn zu sehr. Doch mir war auch klar, dass ich keine Kinder haben wollte, nicht hier, nicht auf der Erde.
Ich bin dann zurück zur Wohnung gegangen und habe geklingelt. Basti und ich haben uns dann noch einmal zusammen hingesetzt. Ich erklärte ihm unter Tränen, dass es natürlich in Ordnung sei, dass sich Gefühle ändern und ich ihm auch nicht böse sei. Doch ich nicht wüsste, was ich fühlen würde und ich Zeit brauchen würde, um das heraus zu bekommen, schließlich hätte mich das jetzt so ziemlich mitten aus dem Nichts getroffen und überrollt. Er nickte und meinte, er würde mich verstehen und wäre aber sehr dankbar, dass ich bereit wäre darüber nachzudenken und mir meiner Gefühle bewusst zu werden.
Ich lächelte ihn mit meinen vom Weinen verquollenen Gesicht an und sagte: „Natürlich, ich liebe dich doch!“