Tagebucheintrag 60

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Liebes Tagebuch,

das Treffen mit Sarah lief erstaunlich gut.

Wir haben uns mit einen Kaffee an den Weserdeich gesetzt und viel geredet.

Ihr ist die Aktion von ihr am Wochenende sehr peinlich. Sie meint, die aktuelle Situation mit ihrem Freund und der Alkohol wären zusammen einfach zu viel gewesen, um dem süßen Typen zu widerstehen. Soweit ich mich erinnere war er zwar nicht wirklich süß gewesen, aber nun gut, ich schwieg an diesem Punkt lieber. Ich schwieg aber nicht dazu, wie ich die Aktion ansonsten gefunden habe. Sie stimmte mir zu. Sie hätte so etwas von sich selbst nie erwartet.

Nach dem das geklärt war, war ich sehr erleichtert. Ich hatte Sorge gehabt, dass sie komplett hinter ihrem Verhalten stehen würde.

Dann kamen wir zum nächsten Punkt: Ihrem Freund.

Sarah schaute mich ganz traurig an. „Ich werde wohl Schluss machen.“ meinte sie. Ich nickte nur. Wenn ich etwas von meinem Beruf gelernt habe, dann das man in solchen Situationen den Mund hält und die andere Person reden lässt, auch, wenn das zum Teil unendlich lange dauert und viele quälende Pausen bedeutet.

Sie fing im Laufe des Gesprächs an zu weinen. Sie meinte, dass sie bis zum Samstag noch Hoffnung gehabt hätte, dass sie ihre Probleme irgendwie lösen können, doch nun sei sie sich sicher, dass es vorbei ist. „Wenn man so etwas tut, dann ist die Beziehung kaputt.“, meinte sie. Ich gab ihr innerlich Recht. Ich bin zwar keine Paartherapeutin, doch ich habe immer wieder einmal Kunden, die Fremdgehen oder deren Partner Fremdgegangen ist. Wenn man das Fremdgehen verschweigt, dann verschweigt man auch, dass die Beziehung ein großes Problem hat. So kann es nicht besser werden. Wenn man es aber erzählt, dann zerstört man das Wichtigste in einer Beziehung, das Vertrauen. Bei einer bereits angeschlagenen Beziehung ist dies meistens der Todesstoß. Die allerwenigsten der mir bekannten Partnerschaften überstehen einen Seitensprung. Egal, ob man ihn gesteht oder nicht.

Sarah gestand mir, dass ihr direkt am nächsten Morgen klar gewesen sei, dass es das Ende ihrer Beziehung wäre. Doch sie hätte nicht die Kraft zu einem Gespräch mit ihrem Freund gehabt, bevor wir nicht geredet hätten. Sie bräuchte mich und würde es nicht schaffen, wenn ich nicht hinter ihr stehen würde. Ich versicherte ihr, dass ich immer zu ihr halten würde. Stellte aber auch klar, dass ich ihr immer meine ehrliche Meinung sagen würde, auch, wenn das nicht immer das ist, was sie vielleicht hören wollen würde. Da fing sie an zu lachen und versicherte mir, dass sie genau deshalb mich so mögen würde und sie es niemals anders haben wollen würde. Da fingen wir beide an zu weinen und fielen uns in die Arme.

Die restliche Zeit haben wir überlegt, wie sie am besten Schluss machen sollte. Wir wogen ab, ob sie vom Seitensprung erzählen sollte oder nicht. Wir besprachen, wo sie die erste Zeit wohnen könnte und welche der gemeinsam angeschafften Dinge wer von beiden bekommen würde (ja, wir wurden zeitweise sehr konkret).

Ich glaube, am Ende hat sich Sarah gut vorbereitet für das große Gespräch mit ihrem Freund gefühlt.

So, ich muss jetzt los zur Arbeit. Ich bin schon spät dran, aber ich wollte das trotzdem fix niedergeschrieben haben.